Samstag, 24. April 2010

The Rabbit Catcher


hard - stopping sounds
-Effected Places one has once been close to.

While serpents colonize the sky.
Down on earth the ladies cry
And winter bottoms people's hearts
Down to the core of sanity.

Whereas everyone agrees to find
Lilies on the fields of humble
Stumbling line by line through
A day of hard nonwork.

"Copy them!", the serpents shout
And heard no one claiming
The land, where birds used to be
Native inhabitants, now escaping.

The scene crouching into the water,
Where it all began, what they couldn't
Remember. Breathing wet air in
The cold light of the absent day.

She'll do something crazy, thought he
Who holds the crow's feather in his hands,
Scribbled it down on pergamento.
If only he could have seen this.

He would have stopped the polishment
And grabbed his controllable volcano.
Would have burned, the crow is sure,
The fur in its hole and

Serpents copied what they shout,
Heard on squares all over Thuringia
And bells rang, horrible tremolo
Like a requiem for furs.

Ursprüngliche Veröffentlichung: 2.2.2009

Donnerstag, 22. April 2010

Seminar Projektor

Hin und wieder drängen sich Ihm Bilder auf.
Gerade eben, als Er gedankenverloren aus dem Fenster blickte und kurz darauf Sein Blick auf eine Seminarteilnehmerin, ein großes, hageres Mädchen fiel, passierte es wieder.
Auf einmal sah Er Sie vor sich, nur in vagen Umrissen. Und für einen Moment ließ Er sich darauf ein und blickte Ihr ins Gesicht, das besonders durch Ihren leichten Überbiss auffiel. Dieser Eindruck verstärkte sich noch durch Ihre Haare, oder besser noch durch den Haarschnitt. An den Haaren an sich war nichts auszusetzen, rotbraun und offenbar kräftig, aber die verwachsene Bubikopf-Frisur und die von allen Seiten mehr oder weniger ins Gesicht gekämmten Haare kehrte diesen leichten Makel Ihres Unterkiefers heraus.
Der lange Hals, auf dem sich die Nerven (oder waren es Sehnen, Muskeln, Venen und Arterien?) abzeichneten, sobald Sie sch reckte oder die Haare zurückzuwerfen versuchte, saß auf herausragenden Schlüsselbeinen. Alles unterstrich Ihre geradezu magere Erscheinung.
Eigentlich war das alles, was man an nackter Haut sehen konnte, aber Ihr dicker Pullover vermochte ihre Brüste nicht zu verbergen.
Sie waren es, die wie ein Blitzschlag ein Bild in Sein Unterbewusstsein projizierten. Das Vorstellungsvermögen arbeitete von sich aus und versuchte anhand dessen, was ihm objektiv zur Verfügung stand ein Bild zu entwerfen.
Ihr Busen stand wirklich in keiner Relation zum Rest ihres Körpers, ausser vielleicht Ihrer Größe, Sie war knapp eineinhalb Köpfe größer als Er. Deswegen machte es für Sein Vorstellungsvermögen wahrscheinlich auch Sinn, dass Ihr Busen größer geraten müsse. Aber eben doch nur, wenn er in Einklang mit dem Rest gesetzt werden würde. Hier versagte der Projektor also offenbar. Sie war hager, sehr schmal und Ihr Busen stach in Profil und Vorderansicht heraus. Im Profil nach vorn und in der Vorderansicht nach beiden Seiten über die Rippen.
Ihr langer Hals führte zur (höchstwahrscheinlich wahrheitsfernen) Vorstellung eines Hängebusens. Für die unkontrollierbare Kompositionsmaschine in Seinem Kopf machte dies Sinn, ebenso wie der Schluss, dass die Sommersprossen aus Ihrem Gesicht wohl auch Ihren Busen und Rest Ihres Körpers bedecken müssten.
Ein wenig tiefer erhob sich ein kleiner, aber doch merklicher Bauch mit einem seltsam passenden Bauchnabel in der Mitte. Der Po, der sich nach nach einer halben Drehung zeigte ließ jedoch keinen Grund für Kritik. Eine weitere halbe Drehung eröffnete Ihm den Blick auf Ihr kurzgehaltenes und anliegendes, glattes Schamhaar, das nicht kraus, gelockt oder buschig war und dann Ihre langen, glänzenden Beine mit den Andeutungen der Wadenmuskeln.
Er fühlte eine seltsame Anziehung von Ihr ausgehen und Ihn in ihren Bann ziehen. Mit einem mal, war Sie nicht mehr so unattraktiv wie noch kurz zuvor. Der Busen war immer noch sehr groß, hing aber nicht mehr, sondern war prall und symmetrisch und mit kleinen Brustwarzen besetzt, die Ihre Brüste wie Rubine krönten. Der Überbiss störte Ihn zwar immer noch, ebenso wie die Sommersprossen und die Streifen am Hals, reduzierten sich aber, je weiter das Bild sich entwickelte, auf ein erträgliches Maß und wurden für Seine Betrachtung immer unwichtiger.
Der Kopfprojektor gab sich aber noch nicht zufrieden, er sponn weiter.
Leises und lauteres Stöhnen im Ohr, das Gefühl von Haaren zwischen den Fingern, rissige Lippen und eine weiche Zunge. Brustwarzen auf der Haut, Wärme und Feuchte an Bauch und Rücken. Rhythmisches Auf und Ab. Hin und wieder leises Schnalzen. Anschwellende und abflauende Spannung, ein beherzter Griff zum Po um die Schenkel noch näher an sich zu pressen. Feuchtigkeit, die an Lenden und Oberschenkel haftet.
Ein langes, lautes Stöhnen.
Ein plötzliches Aufbäumen.
Mit einem scharfen weißen Blitz und einem Schrecken, wie nach einem Schreckschuss stoppt der Projektor und das Licht geht wieder an. Er sitzt wieder im Seminarsaal und der Blick auf die Uhr verrät, dass zwölf Minuten vergangen sind.
Schräg vor Ihm sitzt Sie und ahnt nicht einmal, was Ihr in der Vorstellung eines einzelnen Seminarteilnehmers eben widerfahren ist, blickt unschuldig zur Tafel.
Doch Einer hat kalten Schweiß auf der Stirn und traut sich nicht, Sie noch einmal anzusehen.

Montag, 19. April 2010

Weißes Treiben

Schmelzen will er, schafft es auch
Der Marmor macht da keinen Unterschied
Ob sie dort liegen oder nicht ist für ihn unerheblich
Die Fläche bleibt am Ende weiss.

Doch warum fallen sie, wenn sie nicht bleiben können?
Sie haben keine Wahl, denn grauweiße Mütter
Gebären sie, speien sie in freien, gedämpften Fall hinaus
Sie können nicht fliehn, sich nicht befrein.

Der Vater, jener hochgedrückte Unsichtbare
Schwängerte sein grauweißes Weib und pflanzte
Seine Saat in ihren permeablen Leib
In dem sie wuchsen bis zum Fall.

Eh sie erwachen durch die tiefdrückende Hebamme
Finden sie sich schon auf ihrem Weg
Den sie zu gehen haben, per Amendement
Wissen nicht wieso, noch wohin.

Und auch wenn der weiße Marmor sie verschmäht
So muss er, geschlagen von der Amme
Zuletzt doch die Kinder unbekannten Weibes empfangen
Kann sie nicht alle schmelzen, wie er will.

Denn noch im Tod, durch die Hilfe ihrer Amme
Verbünden und verbrüdern sich die
Weißen Zackenkinder nun ohne Form
Und werden fest und glatt und kalt.

Und bieten so ihren Brüdern und Schwestern
Bettstatt und Wiege und Lebensraum
Und dankbar sammeln sich sich auf ihren
Unkenntlichen Schwestern und betten sich zur Ruh.

Sie bleichen so, was ohnehin schon weiss
Gewesen ist, der weisse Stiefvater erhält einen
Kalten weißen Pelz, der ihn nicht wärmt und
Dennoch nicht erfrieren lässt, weil er nicht lebt.

So kann er nicht erfrieren sondern ruhig liegen
Schicht über Schicht, Kind über Kind sammelt sich so
Sie reichen sich die spitzen scharfen Hände
Sind Heerscharen ohne Kampfgewalt.

Sie liegen dort für lange Zeit, sie leben kaum
Werden getreten, enger zusammengedrückt, geworfen
In Ecken gekehrt um dort zu warten
Und wissen nicht auf was.

Und schließlich kommen Vater und Mutter
Und ihre zweifelhafte Liebe senkt sich hernieder
Ihre Kinder fühlen Wärme kaum gekannt
Und die unten erinnern sich, die kennen das.

Doch es kommt anders, auch oben verbrüdern sich welche
Von Schicht zu Schicht beginnt das Sterben, senkt sich
Zum Grund herab, wo der weiße stiefväterliche Marmor
Des Himmels Weißgrau scheinen sieht.

Und schließlich, sie sind alle tot
Die auf dem Marmor, in den Ecken
Holen Vater und Mutter zurück
In ihren Schoß, an ihre Brust.

Ach nie hatten sie Gewalt
Sie kannten weder Weg noch Ziel
Sie trieben, wurden getrieben
Von Mutter, Vater, Amme und den namenlosen Anderen.

Es geht den Kindern weißgrauer Mütter
Nicht besser als die Kindern derer, die kehren
Wie die einen kehren, sind die anderen Gekehrte
Übernehmen ihre Rollen, die Andere bestimmen.

Ursprüngliche Veröffentlichung: 3.12.2008

Samstag, 17. April 2010

Eleonore

In meinem Kopf ist Rauschen.
In meinen Ohren das des Meeres
und vor meinen Augen läuft ein Film so schnell,
dass es nur noch Rauschen ist.

Alleingelassen habe ich dich
und es tut mir leid,
war ich doch aber nur ein Opfer der Umstände,
die mich formten.

Nicht einmal sehen darf ich dich,
jetzt wo ich zum letzten mal kann,
ich bin da
und kann doch nichts tun.

Du hast nicht angerufen,
sagte sie mir
als ich zu dir wollte
und ließ mich.

ich sehe die Bilder aus Kindertagen,
sehe mich am Spielbrett,
sehe mich mit dir raten,
sehe dich.

Nie wieder werde ich dich sehen,
eine Elegie kommt mir in den Sinn,
die Elegie des Rauschens,
des Rauschens der Erinnerung.

Ich schäme mich,
hätte so viel tun können
und habe so wenig getan,
ein Opfer der Umstände.

Mein Vater wollte es nicht,
meine Lage ließ mich nicht,
die Angst hinderte mich,
die Ausreden verblenden mich.

Ich hätte gekonnt,
hätte mich nur widersetzen müssen,
hätte es einfach tun sollen
und hab es doch nie getan.

Alles was mir bleibt,
ist das Rauschen der Erinnerung,
die grauen Bilder,
die mich in der Brandung umspülen.

Immer mehr und mehr versinke ich in ihrem Sand,
verliere mich in meiner Vergangenheit,
in Selbstmitleid und Hass,
möchte schreien.

Möchte so viel tun
und kann nur stehen und warten
sitzen und hoffen,
vergebens hoffen.

Die Hoffnung ist das Licht der Hoffnungslosen,
ein Licht, das in mir scheint
und mich Lügen glauben macht,
die niemals erreichbar sind.

Ich kann nur sitzen,
nur singen,
dieses Lied
vom Leid.

Ein Lied für dich,
Ein Lied um zu entschuldigen,
mich zu entschuldigen,
für Feigheit und Scheu.

Ich hätte vermocht,
dass alles anders ist,
hab nichts dafür getan
und bin zu spät.

Alles Weinen ist umsonst,
die Einsicht kommt zu spät,
Meine Reue vergebens
Es ist unabänderlich

zu spät.

Ursprüngliche Veröffentlichung: 17.1.2008

Freitag, 16. April 2010

Erster Berliner Sonnenkreis

Ich hätte ihm gleich das Gesicht verunstalten sollen, als er auf der Party auftauchte.
Ich stand im Türrahmen und begrüßte die neuen Gäste.
„Wie heisstn du?', fragte er mich und auch wenn mir ein „Was gehtn dich das an?' auf der Zunge lag, nannte ich ihm meinen Namen. Das sollten auch die einzigen Worte bleiben, die wir den ganzen Abend wechselten. Er gehörte dem Menschentyp an, den ich am meisten hasse und verachte. Rund einen Kopf größer als ich, in verlodderten Lederhosen und eine alte Fliegerjacke und Palestinensertuch tragend, stand er vor mir, die Haare fürchterlich am Kopf angeklatscht in einem fransigen, strähnigen Haarschnitt und die Augen verdeckt vom fürchterlichsten Merkmal dieses Menschentyps: einer riesigen Fliegerbrille mit silbernen Gestell. Mal ganz davon abgesehen, dass die Sonne in Deutschland sowieso weniger scheint als irgendwo sonst, abgesehen davon, dass es der 1. Januar war und völlig vernachlässigend, dass es bereits ein Uhr nachts war, stand ihm diese Brille genauso wenig, wie sie irgendjemandem seiner Herde steht und dennoch trug er sie offenbar mit einigem Stolz auf der Nase.
Ich hätte sie ihm aus dem Gesicht schlagen und sagen sollen: „Es ist Nacht, Arschloch.' Aber da ich freundlich und so verdammt tolerant bin, was mir bisher noch nie geholfen hat, habe ich ihn eintreten lassen.
Nur der dämliche Hut hätte noch gefehlt, dann wäre er der Porky-Archetyp gewesen.
Diese Art Mensch hat ein paar sehr spezielle Eigenschaften, die sie vom normalen Menschen unterscheiden und in der Masse, in der sich dieser Menschentyp vereinigt, doch nur zu einem Schaf in einer riesigen, stetig wachsenden Herde machen. Allesamt sind sie eingebildet wie Ludwig der XIV. Diese Typen halten sich für die Größten, für das Salz der Erde. Sie glauben alles erreichen zu können und zu bekommen, was sie wollen. Leider ist das oftmals auch noch so, weil sie auf andere Menschen immernoch einen großen Eindruck machen. Außerdem sind sie intolerant und haben einen beschissenen Musikgeschmack. Einer dieser Fashion-Faschisten reicht aus um eine ganze Party zu versauen, was unser Schaf natürlich auch getan hat. Zumindest für mich.
Meine Taktik im Umgang mit den Porkies ist normalerweise, dass ich ihnen aus dem Weg gehe, sie ihren eigenen Scheiß machen lasse, und mich im Stillen über sie ärgere. Und das hatte ich eigentlich auch diesmal vor. Aber vom Glück gesegnet, wie ich es nun mal bin, hatte er es auf meine Begleitung abgesehen. Das hätte mir eigentlich klar sein müssen, als er die Wohnung betrat.
Ich stehe auf dem Hof und rauche die erste Zigarette des Abends und des neuen Jahres und als ich wieder hoch komme, sitzt er neben meiner Begleitung und gibt ihr seine Nummer. Spätestens jetzt hätte ich ihm entweder sein halb verdecktes Gesicht grün, blau und geschwollen prügeln sollen oder um des Haussegens und um meiner eigenen Verfassung willen die Party verlassen sollen. Aber als Optimist mit pessimistischen Ansichten, nehme ich natürlich noch an, alles könne sich irgendwie zum Guten wenden. Meine Begleitung hätte ihm ja zu Beispiel das Gesicht grün, blau und geschwollen prügeln können oder ihm wenigstens ein „Lass mich in Ruhe' entgegenbringen können.
Ich unterhalte mich eine Weile mit einem mehr oder weniger sympathischen Typen, der mir etwas über deutschen Hip Hop und sein Involvement in der Szene erzählt, wovon ich weder eine Ahnung habe, noch ein Interesse, daran etwas zu ändern.
Anschließend gehe ich in den Hof um meine 2. Zigarette im neuen Jahr zu rauchen.
Als ich wiederkomme, hat sich die Partygemeinde in der Küche versammelt. Ein Gemisch aus Englisch, Polnisch, Deutsch und irgendwelchem Freestyle-Mist. Aus dem Wohnzimmer dringt ‚Since I left you' von den Avalanches zu mir durch und auch wenn dieses Lied bisher immer Vorbote von Schlechtem für mich war, fühle ich mich wie immer von diesem Lied angezogen und gehe in das Wohnzimmer.
Da stehen sie.
Die Lederstiefel meiner Begleitung und die originalen schwarzen Converse Chucks von Porky.
Da liegen sie.
Der Pullover meiner Begleitung und die zerschlissene Lederjacke samt violettem Palestinensertuch von Porky.
Und da liegen sie.
Meine Begleitung und Porky liegen auf dem Bett und küssen sich.
Und dieses Arschloch hat es noch nicht einmal fertig bekommen, seine Scheiß Brille abzunehmen, nein, mehr noch, meine Begleitung hat doch tatsächlich auf einmal auch so eine Scheiß Brille auf, woher auch immer. Noch nicht auf den Augen, sondern auf dem Haaransatz, aber das ändert nichts.
In dem Moment kocht die Suppe in mir endlich über.
Unbemerkt von Begleitung plus Porky drehe ich mich um, verlasse das Zimmer und ziehe meine Schuhe, vor dem Kleiderständer stehend wieder an, ziehe den Parker, vor dem Kleiderständer liegend wieder an, streife meine Tasche, vor dem Kleiderständer liegend über, verabschiede mich vom Gastgeber und verlasse die Wohnung.
‚Since I left you' haucht gerade seine letzten Takte aus den Lautsprechern, als die Tür hinter mir ins Schloss fällt.
Im Hof rauche ich die dritte Zigarette des neuen Jahres und denke bei mir, dass das Porky System einmal mehr gesiegt hat.
Sie sind zu zweit und ich bin wieder allein.
Ich werfe die Zigarette in den Gulli, trete ein paar Bierflaschen um, die jemand für mich stehen gelassen haben muss, nehme den Ipod aus der Tasche und schalte Feist mit ‚So Sorry' ein.
Ich gehe die Stufen zur U-Bahnstation Samariterstraße hinunter und bin weg,
nur noch einen Gedanken im Kopf:
Ich hätte ihm wirklich die Brille in seine Fresse einebnen sollen, als ich noch Gelegenheit dazu hatte und es niemand bemerkt hätte.
Ich und meine Scheiß Toleranz, es ist doch immer das selbe.

Ursprüngliche Veröffentlichung: 1.1.2008

Donnerstag, 15. April 2010

Baby, I Love You!


Hierbei handelt es sich eher um einen Songtext.

I'm searching for so long,
Where did I go wrong?
Was my search for you in vain?
I need you so bad,
I'm missing what I had.
I'm feeling lost without you!

I'm searching everywhere,
Screw myself everynight,
'Cause I'm living just for you.
If you'd see me now, you would understand,
How I, I need'e you and you need me!

Baby, I love you! I wander everynight.
Baby, I need you! My life it's just for you.


Don't you see me?
Don't you feel the pain?
I'm giving in...

So desperate here I lay,
Your picture in my mind.
I wanted you to stay with me.
A lonesome little boy in a lonely head,
I'm gonna go insane.

So what am I to you?
What is it that you feel?
Am i just some flirt to you?
I know what my feelings are like
And I , I know they, they are true.

Baby, I love you! I wander everynight.
Baby, I need you! My life it's just for you.


Don't you feel safe?
Won't you dry my tears?
I'm cryin alone..

..I love you..

[Solo]

Baby, I love you! I wander everynight.
Baby, I need you! My life it's just for you.


Don't you see me?
Don't you feel the pain?
I'm giving in...

Baby, I love you! I wander everynight.
Baby, I need you! My life it's just for you.

Baby, I love you! I wander everynight.
Baby, I need you! My life it's just for you.


Won't you understand?
Won't you take my hand?
Don't say we can't,


'Cause I'm lovin' you...

Ursprüngliche Veröffentlichung: 3.10.2007

Der Erste Schnee

Für Stefanie
'Können wir trotzdem Freunde bleiben?' fragte er sie leise und verzweifelt
'Klar, man kann immer befreundet bleiben. Die Frage ist nur, was du draus machst, das liegt jetzt bei dir.' antwortete sie ihm kaum waren ihre Worte verklungen, schrie er, jetzt lauter und sicherer seine Antwort in die Muschel des Hörers,
'Was soll das denn jetzt heißen? Du willst mir doch wohl nicht den schwarzen Peter unterjubeln. Das liegt ja wohl eher an uns beiden und nicht nur an mir, oder?'
Abwesend und resigniert beendete sie das Gespräch mit den Worten: 'Mag's liegen an wem es will, dafür habe ich keinen Geist mehr. ich brauche jetzt Ruhe. Ich melde mich.'
Es klickte in der Leitung und sie war weg, die Verbindung gekappt. Sie bekam nicht von seiner Wut über dieses Gespräch mit und sie war sicherlich auch froh darüber, nicht zu wissen was in seinem Kopf vorging. Er hätte es umgekehrt zu gern gewusst. Kurze Zeit stand er noch vor dem Telefon an der Wand, sah es an und nach und nach verging die Wut und die Eifersucht. All der Schmerz verschwand nach und nach. Und dann war es ihm scheinbar egal. er war gleichgültig. Es war ihm egal. innerlich schloss er das Buch in dem sie steckte und vernichtete es oder verschloss es zumindest so fest, dass er glaubte, es nie wieder öffnen zu können, selbst wenn er wollte.
Er nahm den schwarzen ledernen Mantel vom Haken und im Überstreifen schaltete er das Licht aus, schloss die Tür und verriegelte sie.
'Zeit zu feiern, wollen wir doch mal sehen, wen wir noch aus den betten klingeln können', dachte er während der Weg ihn zielstrebig hinzugehen ließ. Strebend zum Haus eines Freundes.
Doch er kam nicht bei ihm an. Irgendwo auf dem Weg setzte er sich und dachte nach. Viele wirre Gedanken waren da, derer es zu ordnen Stunden bedurft hätte. Doch er schlief ein. Die Novembernacht war kalt und so feucht, dass die Nässe bei jedem Atemzug in Mund und Glieder fuhr. Doch er bemerkte das nicht und selbst wenn er es bemerkt hätte, es hätte ihn wohl nicht gestört. Er wusste nicht, warum er sich gesetzt und später gelegt hatte. Er wusste nicht, warum er nicht einfach wieder aufgestanden war und seinen Weg fortgesetzt hatte. Er schlief einfach ein, ohne es zu bemerken.
Da war das warme Licht des herbstes, sanft durch die matt und doch so kraftvoll gefärbten Blätter der Bäume fallend. Der blaue Himmel hing hoch über allem, alles überblickend und der Wind, ein letztes mal warm wehend, trug die Erinnerungen fort, die es ohnehin nicht wert waren vergessen zu werden. Neue Erinnerungen traten an die Stelle der verwehten und ersetzten sie und die Blätter wehten unaufhörlich dem Boden entgegen um den letzten Lebensatem der Erde entgegenzuhauchen. Golden lagen die Kornfelder hinter dem Waldesrand als hätten sie nie das blasse Grau des Regens gesehen. Die alten Gräber längst verfaulter Helden lagen vergessen zwischen Buchen und Erlen, so stark überwuchert, dass sie langsam eins zu werden schienen mit dem Waldboden.
Da waren Pärchen, sich sanft gegenseitig wiegend. Und da war auch er, teil eines dieser Pärchen, sanft ein Mädchen im Arm wiegend.
Er wachte auf als er endlich bemerkte, dass er vom Schnee durchnässt war.
'Sieht ganz danach aus, als wären diese letzten schönen Tage endgültig passé.', sagte er zu sich selbst als er sich auf der Bank aufrichtete. Den Kopf reckte er dem grauen Himmel, der unaufhörlich dicke Schneeflocken herunterrieseln ließ entgegen. Er dachte kurz nach, ob er vielleicht den Weg fortsetzen sollte, den er am Abend zuvor begonnen hatte, zog es dann aber doch vor, das feuchte Leder gegen trockenes Leinen zu tauschen. Er machte sich also auf den Weg.
Der Schnee blieb liegen. Die Abgase der Autos und die Motorenwärme machten den Teppich weißer Flocken jedoch schnell zu braunschwarzem stinkenden Matsch. Er mochte das Geräusch der Autos nicht hören, als er die nassen Hüllen abgelegt und sich neu bekleidet hatte. Er beschloss sich in das Zimmer zurückzuziehen, das einst sein Kinderzimmer gewesen war. Er hatte es, so gut es ging in dem zustand gelassen, in dem es war, als er fortgegangen war. Dieses Zimmer spendierte ihm die Ruhe und Gelassenheit, die Erinnerungen an lange vergangene, frohe Kindertage mit sich bringen. Freilich waren seine Kindertage nicht so schön wie dieser Raum ihm vermitteln wollte gewesen. Oft hatten seine Mutter und Vater sich gestritten, hatten ihn zwischen ihre Fronten geschickt, ihn für ihre Sache missbraucht. Sprich, ihn kaputt gemacht. Umso mehr gefiel es ihm aber, dass es ihm durch eben diese Eltern ermöglicht worden war, an den Ort seiner Kindheit zurückzukehren. Und eben diese eine Sache ließ ihn dankbar sein. Langsam ließ er sich also in einen tiefen Korbsessel sinken und las in einem Buch, was er vor langer Zeit einmal gelesen hatte. Schnell aber überlas er die Buchstaben, Wörter und Sätze, denn etwas ganz anderes beschäftigte ihn. Es war dasselbe, was ihn schon in seinem Traum beschäftigt hatte, dasselbe, was ihm schon seit einigen Wochen das Denken verdunkelte. Es war dieser immer wiederkehrende Wunsch mit ihr zusammen zu sein. Eigentlich wollte er diese Gefühle verdrängen und vergessen. Aber wie sollte er vergessen, wenn er ständig daran erinnert wurde? Er beschloss sich über sein Gewissen hinwegzusetzen, sie anzurufen und es ein für alle mal aus der Welt zu schaffen. Er wollte einfach nicht mehr jede Nacht wegen ihr aus wüsten Träumen erwachen, weil er wieder von ihr geträumt hatte. Wollte nicht mehr stundenlang ziellos durch die Stadt laufen oder zuhause in verdunkelten Räumen sitzen und über ihre gemeinsamen Ziele nachdenken. Er wusste ganz genau, dass dieser Anruf wohl nicht viel ändern würde, aber es war ein erster Schritt. Also nahm er den Hörer und wählte ihre Nummer, die er noch immer nicht hatte vergessen können.
Eine Männerstimme.
Verstört verlangte er nach ihr.
'Wer war das?'.
'Das war mein neuer Freund.', lautete ihre kühle Antwort.
Er wurde aus einem unbestimmten Grund sehr wütend.
'Schön, dass du mir das vorher gesagt hast, vie Spaß dann!' Verbost warf er den Hörer quer durch den Raum, dass die Schnur aus der Buchse am Gerät riss und der Hörer mit lautem Krach an eine Wand und schließlich zu Boden fiel. Sie hatte es ihm gesagt. 'Ich will es mit ihm versuchen. und nicht mit dir!', hatte sie gesagt und doch hatte er sich nicht damit abfinden wollen, es nicht glauben wollen. Und nun war es bittere Gewissheit. Auf einmal machte alles, was er bisher getan hatte keinen Sinn mehr. Er hatte sich Vorwürfe gemacht, dass es zu ende gegangen war und dass er gezweifelt hatte und wie es dann letzten Endes auch zu Ende gegangen war. Es waren Selbstvorwürfe, die sein Gewissen, sein innerstes selbst zerfetzten. Er hatte gezweifelt, hatte sie verlassen, sich ein neues Mädchen gesucht. Das zwei Mal und sie hatte ihm nicht mehr verzeihen können, als er sich darüber klar geworden war, dass er nur sie liebte und sein Leben mit ihr verbringen wollte. Und ihr stand er nun. Schwer atmend, zähneknirschend, den Hörer auf dem Boden betrachtend. alles wurde in Schutt und Asche gelegt, was ihm einst Freundschaft, Vertrauen und vor allem Liebe gewesen war. Und all seine Reue schien ihren Wert verloren zu haben. er hatte gebüßt und es hatte nichts genutzt. Er war sich seiner Sache sicher und sie war doch vergebens. Er liebte und würde nicht mehr geliebt werden. Er hob den Hörer auf und versenkte die Strippe wieder im Gerät, rüttelte ein wenig daran, es klickte und das Telefon funktionierte wieder. Es war ihm völlig egal, ob er fühlte oder nicht, was er fühlte oder warum. Sein Blick war so leer, wie es der Blick in sich selbst gewesen wäre. Und doch machte es ihn wütend. und so riss er den Mantel, der noch immer nass war vom Haken und warf die Tür hinter sich dermaßen ins Schloss, dass sich die Tür verzog, was er aber erst später bemerken sollte.
Die Augen düster gesenkt, drängte er sich nun durch die Straßen, die am Morgen noch so leer gewesen waren. Vorbei an Männern, Kindern, Frauen, Mädchen. Es kam ihm vor, als wollten sie ihm den Weg versperren und so entschloss er sich in den Wald zu gehen, in der Hoffnung noch einmal dieses beruhigende Licht, dass alles so warm erscheinen lässt und Geborgenheit spendet, zu spüren. Er hoffte dort die Ruhe zu finden, die er nun brauchte. Er wollte nicht an Wut, Verzweiflung, Eifersucht und einem gebrochenen Herzen kaputt gehen. Doch angekommen im Wald, fand er nicht die bunten Blätter auf die er gehofft hatte und fand nicht das warme Sonnenlicht. Der Himmel war grau, ließ keinen einzigen Sonnenstrahl zu den Baumwipfeln oder dem Erdboden durchdringen. Die Blätter, lang schon herabgefallen und vom weißen Schnee bedeckt, lagen braun und erstorben, hier und da aus dem Schnee hervorlugend vor ihm und manchmal knackte ein Ast unter seinen Schritten. Trostlos schien es nun hier und kein Ton war zu hören, kein Vogel sang, wie noch vor kurzer Zeit. Das Leben, was ihn einst staunen ließ, schien den Wald verlassen zu haben. Es fröstelte ihn und so ging er nun schneller durch den Wald, in der Hoffnung zu finden, was er suchte, wenngleich er sich nicht sicher war, was das war. Nach langem Marsch, es begann bereits zu dämmern, gelangte er an den Waldrand, der in das Gelände des Krankenhauses überging. Er fühlte sich krank. Seine Füße waren nass und ebenso Brust und Rücken.
'In der Nähe des Krankenhause sist es kein Wunder sich krank zu fühlen, wo doch Krankheit, Koma Tod und Vergängnis hier so nah beieinander liegen und allgegenwärtig sind.' dachte er und erinnerte sich, wie er am Bett seines Großvaters gesessen hatte und ihm die Hand gehalten hatte, bis sie kalt und starr geworden war. Viele Tränen hatte er die ganze Nacht über vergossen. Selbst hatte er hier viele Nächte verbringen müssen, war selbst Teil dieser Allgegenwart.
Er mochte nicht länger hier bleiben und so beeilte er sich weg zu kommen.
Er kam wieder nach hause und zog den triefenden Mantel aus. Der Ofen war aus und er hatte keine Kohlen mehr. Es war kalt. Sein Hemd, seine Hose, die Strümpfe, alles war nass. Doch es störte ihn nicht. Er blickte kurz zum Telefon.
'3 verpasste Anrufe / 3 ungehörte Nachrichten' war dort in Leuchtschrift zu lesen. Er hörte sie an. Sein Vater hatte angerufen und gefragt, ob man an Weihnachten mit ihm rechnen könne.
'Das weiß ich ja selber nicht mal, Papa.', sagte er vor sich hin.
Die anderen beiden Nachrichten waren von ihr gewesen, er löschte sie deswegen nachdem er ihre Stimme erkannt hatte, ohne sie anzuhören.
'Hey, ich ma..', 'Nachricht gelöscht'.
Letztendlich wollte er nicht mehr, dass es ihn kümmerte. Er ging die kurze Treppe hinab über den Flur ins Schlafzimmer, schaltete das Licht ein und wieder aus und legte sich hin. es war nun auch egal, das die Kälte der nassen Kleider ihm weiter in die Glieder fuhr und er ließ sie an.....
Es dauerte lange, bis er eingeschlafen war und sein Schlaf war unruhig.
Er sah Gesichter. Die seiner Eltern, die seiner Freunde, sah die Gesichter vieler Leute, die er einmal gekannt hatte. Sah ihr Gesicht und sah, wie sie ihn küsste und mit einem mal war es nicht mehr er den sie küsste, sondern ihr euer Freund mit seinen rot gefärbten Haaren und seinem blassen, schmalen Gesicht, in das die kurzsichtigen Augen unproportional zum Rest des Gesichtes eingebettet waren. Er sah, wie er ihn auslachte mit seinen langen, gelben Zähnen und sah sich selbst weinen und seine Dummheit verfluchen.
Tief in der Nacht erwachte er. Seine Glieder waren kalt und er fror. Mit müden Augen richtete er sich auf, stand auf und verließ das Haus.
'Was mache ich hier?'
'Warum gehe ich?'
'Meine Füße tun weh und es schmerzt in der Brust, wenn ich atme.'
'Was ist los?'
'Alles ist so trüb.'
'Ist es neblig?'
'Der Wind ist kalt und tut im Gesicht weh, so kalt ist der Wind.'
'Ich fühle mich so matt.'
'Wohin gehe ich?'
'Meine Füße werden mich schon tragen.'
'Irgendwohin'
'Wohin ist egal'
'Ich will an etwas anderes denken.'
'Ich will sie da nicht mehr haben.'
'Soll sie gehen wohin sie will und mit wem sie will.'
'Nein, ich belüge mich selbst. mit mir soll sie gehen. ich liebe doch nur sie.'
'Und doch ist es besser so.'
'Es sollte mir egal sein.'
'So egal.'
'Leben, was ist das eigentlich?'
'Ein großes Streben nach einem fernen Ziel am Horizont?'
'Was ist dann mein Ziel?'
'Sie war es.'
....'Und ich darf mein Ziel nicht erreichen.'
'Was ist dann mein Ziel?'
'Habe ich überhaupt noch eins?'
'Oder ist das Leben doch nur ein ereignisreiches Vegetieren?'
'Das würde so einiges erklären.'
'Aber warum musste ich zweifeln?'
'Warum musste ich sie verlassen?'
'Es war, weil wir uns nicht mehr verstanden haben und Streit wirkt nun mal wie Gift aif eine Beziehung.'
'Haben wir uns denn wirklich so oft gestritten?'
'Habe ich das in meinem Zweifelwahn nicht alles inszeniert?'
'Habe ich nicht alles daran gesetzt?'
'So kam es doch, dass wir uns getrennt haben.'
'Ich bin selbst schuld.'
'Was rege ich mich also eigentlich auf?'
'Bin ich doch selbst schuld.'
'Es war doch besser so.'
'Es hätte doch sowieso nichts mehr gebracht.'
'Wie lange brauchte ich, mir das einzureden, bis ich es selbst geglaubt habe?'
'Wie oft habe ich mich in meinem Wahn nach der Trennung gesehnt?'
'Jetzt habe ich sie.'
'Und glücklich bin ich nicht'
'Ich bin unglücklich, weil ich jetzt sicher bin.'
'Weil ich nicht mehr zweifle.'
'Meine Liebe ist stark.'
'Und doch ist sie nun unnütz.'
'Ich muss damit aufhören.'
'Ich muss einfach damit aufhören.'
Es war Tag geworden und wieder Nacht. Die Lichter der Lampen im Stadtpark leuchteten in die Nacht. Er wusste nicht, wie er hierher gekommen war. Er blickte hinüber in die Rehgehege und sah den Tieren zu. Es war kalt und die Nässe in Hemd und Hose war an einigen Stellen schon gefroren. Er spürte seine Finger nicht und er hustete viel, obwohl es ihm bei jedem Schub die Brust zu zerreißen schien. Langsam verschwanden die Tiere vor seinen Augen und ein leichter Nebel legte sich auf seine Augen. Langsam ermattete das Licht der Laternen und ging schließlich ganz in Dunkelheit über.
Spaziergänger fanden ihn am nächsten morgen und riefen den Notarzt. Der konnte aber nur noch seinen Tod feststellen. Als Todesursache wurde später ein Zusammenspiel von Erschöpfung, Mangelerscheinungen, einer Lungenentzündung und Erfrierungen angegeben.
Man hörte eine Frau sagen:.... 'Was muss bloß mit dem armen Kerl los gewesen sein, nachts bei dem Wetter ohne Jacke und ohne Schuhe im Park rumzulaufen?'
Die gefrorenen Tränen, die erst viel später auftauen und ihren Weg seine Wangen hinab beenden sollten bemerkte niemand.
Die zeit verstrich und es war der 24. Dezember, als er im Beisein seiner Eltern im Familiengrab neben seinem Großvater beigesetzt wurde.
Sein Vater weinte. Er hatte noch nie wegen seines Sohnes geweint.
Er war also Weihnachten nach hause gekommen, wie sein Vater es wollte.
Er weinte.
Sein Vater weinte an Weihnachten.
Um ihn.
Als seine Mutter nach Tagen die Anrufe auf der Anrufbeantworter beantwortete hörte das Mädchen nicht mehr, wie seine Mutter sich unter Tränen von ihr verabschiedete. Der Hörer war ihr längst aus der Hand geglitten. Zumindest hätte er es sich so gewünscht. Seine Mutter wusste nicht, was passiert war, als die Verbindung auf einmal unterbrach, aber das war es, was sie sich vorstellte.
Und der Wind wehte. Er wehte über sein Grab und trug die Erinnerungen an ihn hinfort. Und so weht er, trägt die Erinnerungen an vergangene Tage hinfort und weht den Menschen eine neue, sich ständig verändernde Welt, voll von Dingen, die erinnert werden wollen entgegen und was einmal war und nicht mehr ist geht verloren im Wind der Erinnerung, der immer weht und auch das morgen mit sich nehmen wird.

Ursprüngliche Veröffentlichung: 23.7.2007

Sonntag, 11. April 2010

Die Geschichte deines Lebens

Wir gehn die Straßen auf und ab.
Trinken hier ein Bier und dort und jetzt.
Laufen uns die Nacht die Beine schlapp,
Während ich so durch Gedanken hetz.

du willst mich heut,
du willst mich ganz.
In Lichtgeschwindigkeit,
Die volle Distanz.

Die Narben dort am Handgelenk,
Sie leuchten rosa hier im Purpurlicht.

Die Hände erzähln die Geschichte deines Lebens.
Wo? Wie? Wann?
Und da fehln zwei Jahre dran.

Volles Vertrauen nach nur zwei Tagen,
Das kann nicht mal ich dir geben,
du musst mich schon ganz in dir tragen,
Um mit mir durch die Gassen zu fegen.
Love me, need me, use me, abuse me.
Bin ich nur so wie all die andern?
brauchst du mich nur fürs hier im bett?
Die Antwort fehlt und ich geh.

Sitz ich nun hier im Park bei Nacht,
Träum wilde schwere Träume.
Da kommst du schon und küsst mich sacht,
Und es rauschen dort und da die Bäume.

du sagst, du willst mich,
du sagst, du willst mich ganz.
Doch so gehts nun mal nicht,
Denn da ist noch ein andrer Hans.

Die Narben dort am Handgelenk,
Man sieht sie nicht und leuchten tun sie doch.

Die Hände erzähln die Geschichte deines Lebens.
Wo? Wie? Wann?
und da fehln zwei Jahre dran.

Ich soll dir helfen, mit dir kommen.
Was erwartest dzu von mir?
du musst mich schon ganz in dir tragen,
Um meine Hilfe zu erlangen.
Help me, seed me, kiss me, shoot me.
Ich bin nur einer von so vielen,
du brauchst mich nur fürs hier zum Heuln.
Ich weiss nicht, was das soll und geh.

Zwei Wochen später, sind vergangen,
Da hör ichs durch die Muschel,
du kommst nicht mehr und bist vergangen
Und das gras weht grau in Büscheln.

du wolltest sterben,
du wolltests ganz.
So solltest nicht mal du verderben
Und alle wollns und keiner kanns.

> Und noch immer <

Die Narben dort am Handgelenk,
Sie leuchten hier im großen Hallenseelenslicht.

Die Hände erzähln die Geschichte deines Lebens.
Wo? Wie Wann?
Und da fehln zwei Jahre dran.

Ich konnts nicht, wollte doch nichts tun.
Und doch ist keine Reue hier.
du wolltest mich nicht in dir tragen,
Brauchtest dies und das und den und ihn.
Remember me, regret me, curse me, forget me.
So war ich doch nur einer von vielen
Und kann doch nur drüber lachen.
Ich werf die Tulpe hin und geh.

Ursprüngliche Veröffentlichung: 6.7.2007

Samstag, 10. April 2010

Bilder die brennen

Jakob kam ohne Puls und Herzschlag auf die Welt. Er erstickte auf dem Weg in die Welt. Die Ärzte konnten ihn retten, holten ihn ins Leben, gebaren ihn. Nach 3 Stunden hörte sein Herz wieder auf zu schlagen. Diesmal holten die Ärzte ihn zurück ins Leben. Jakobs Gehirn hatte bei der Geburt viel gelitten und blieb geschädigt. Heute ist Jakob 5 Jahre alt. Er sitzt im Rollstuhl. Den Kopf stets im Nacken, sitzt er da, in dieses Gerät gefesselt, was ihn davon abhält sich frei zu bewegen. Er könnte sich nicht bewegen. Seine Beine sind dünn wie die Heizungsrohre, die an der Wand neben seinem Bettchen entlanglaufen. Musik, Stimmen und Tiere machen ihm Angst.
Er atmet. Er schreit. Er weint.
Er wird gefüttert. Kauen kann er nicht und selbst das Schlucken des pürierten Hühnerfleisches, das ich vom Knochen apgepult, und im Mixer zerkleinert habe, macht ihm Probleme. Langsam bewegt sich der Kehlkopf auf und ab. Verhindert so, dass Jakob verhungert. Die Beine sind fest verkrampft, unter einer Decke werden sie vor den Augen um ihn versteckt. Ab und zu zuckt er und man glaubt, seine leeren, blinden Augen würden einen ansehen, man hat das Gefühl, dass er etwas sagen möchte, sich mitteilen möchte, fragen möchte:
„Was ist das Leben"
Jakob liegt vor mir auf der Pritsche. Sanft und vorsichtig gleite ich mit dem Waschlappen über seinen kleinen Körper, versuche ihm ein wenig Geborgenheit mit meinen Händen zu schenken. Er liegt still und verkrampft vor mir.
Ich lege ihn in sein Bettchen drehe die Heizung auf, decke ihn zu und flüstere ihm ins Ohr: „Nimm etwas von mir, nimm etwas von meinem Leben, ich möchte dir etwas von meinem Leben geben"
Ich möchte ihm etwas von meinem Leben abgeben.
Ich lösche das Licht und schließe die Tür, höre ihn leise in den Abend hinein atmen.
Ich gehe zurück in die Küche.

Amina ist kaum 5 Jahre alt, gerade erst hatte sie Geburtstag. Ich kenne Amina, seit sie hier ist, seit ihre Mutter damals mit ihr und ihrer kleinen Schwester im Sekretariat stand und so etwas wie „Strastvuiche" sagte.
Ich kann kein russisch. Auch Amina kann kein russisch. Amina kann Brocken. Ein wildes WirrWarr aus deutschen und russischen Worten, jenen Worten, die sie zuhause und hier täglich hört. Sie ist genügsam. Verpackung ist ihr liebstes Spielzeug. Die Papprolle, die ich ihr an ihrem ersten Tag gegeben habe, hab sie noch immer, auch wenn sie heute nichts mehr weiter als unförmiges Altpapier ist.
„Hör auf Amina", höre ich sie schreien, als ich die Küche wieder betrete. Sie sitzt am Tisch und isst, den Kopf auf eine Hand gestützt, ihr Brot. Amina ist blind geboren und ihre Augen liegen weit eingefallen, viel zu klein, in ihren Höhlen. Amina trinkt still aus ihrer Tasse, schreit dann wieder einen Brocken. Russisch. Ich kann kein russisch. Ich nehme sie an der Hand und singe leise vor mich als wir ins Bad gehen. „I sit and watch the children play", Amina ist still geworden. Ihre Windeln liegen im Abfalleimer und ich wasche auch sie sanft und behutsam. „My riches can't buy everything" Und als ich den letzten Vers singe, umschlingt Amina meinen Hals und flüstert mir etwas ins mein Ohr. Ich verstehe es nicht. Ich kann kein russisch. Und doch hört es sich wie „Was ist das Leben?" an. Verständig nickend drehe ich meinen Kopf und flüstere in ihr kleines Ohr: „Nimm etwas von mir, nimm etwas von meinem Leben, ich möchte dir etwas von meinem Leben geben."
Ich möchte ihr etwas von meinem Leben abgeben.
Amina hat mich gekratzt und während ich mir die Spuren im Nacken reibe, gehe ich mit ihr in ihr Zimmer. Ich lege sie in ihr Bett und lege die Decke mit Balu dem Bären auf sie. Sie kuschelt sich ein und schließt ihre kleinen Augen. „As tears go by" singe ich leise, ganz sacht, als ich das Licht ausschalte und die Tür schließe. Ein paar mal höre ich Amina noch rufen, aber ich kann kein russisch.
Ich gehe zurück in die Küche.

Dietmar sitzt noch immer am Tisch und hat die leeren Trinkpäcken die auf dem Tisch standen mittlerweile alle in kleine Schnipsel zerrissen. Dietmar ist genauso alt wie ich. Er ist groß, trägt eine Brille und hat immer ein Grinsen auf dem Gesicht. Dietmar kann nicht sprechen. Stattdessen zwitschert er vor sich hin. Seine ganze Erscheinung, obwohl groß und unbeholfen, gleicht der eines Tänzers. Jeder Schritt ist wie ein Tanz und gerne dreht er sich, spürt den Wind in seinem Gesicht, die Pfützen auf dem Kopfsteinpflaster. Als ich ihm sage, dass er abräumen soll, freut er sich, klatscht in die Hände, steht auf und tänzelt durch den Raum. Die Dinge, die er täglich tut kann er. Sie sind ihm regelrecht Bedürfnis. Und doch kann er sich selbst nicht waschen. Ich gehe also wieder hinüber ins Bad und rufe ihn. Er kennt den Ablauf und stellt sich unter die Dusche. Während er sich unter der Dusche dreht und Melodien zwitschert, seife ich ihn ein und dusche ihn ab.
Als ich ihn abtrockne glaube ich ihn leise singen zu hören, „Was ist das Leben?". Ich antworte ihm: „Nimm etwas von mir, nimm etwas von meinem Leben, ich möchte dir etwas von meinem Leben geben.'
Ich möchte ihm etwas von meinem Leben abgeben".
Dietmar zieht sich sein Schlafzeug an und umarmt mich bevor nun auch er ins Bett geht um zu schlafen.

Nadine lebt bei Pflegeeltern, weil ihre leiblichen Eltern im Gefängnis sind. Als Nadine nur 3 Jahre alt war, schlugen ihre Eltern sie so lange mit dem Kopf gegen eine Wand, bis er brach. Die Ärzte konnten sie wieder ins Leben holen, doch das normale Mädchen war nicht mehr sie selbst. Sie konnte nicht mehr sprechen, nicht mehr essen, nicht mehr laufen. Wie Simon sitzt sie im Rollstuhl und blickt um sich. Ich weiss nicht, ob sie mich erkennt, wenn ich vor ihr stehe, ob es einen Unterschied für sie macht, wer da steht, aber sie sieht sich immer um, sieht die Sonnenstrahlen im Herbst, wie sie durch die Blätter scheinen, sieht den kobaltblauen Himmel, der über ihr schwebt. Ich füttere sie und wische ihr den Mund ab, gebe ihr zu trinken und halte ihr ein Tuch unter.
Nadine ist 7 Jahre alt.
Die ganze Zeit frage ich mich, wie Eltern ihren Kindern so etwas antun können. Nadine könnte heute in einem Bett schlafen, und von ihrem nächsten Schultag träumen. Und morgen würde sie dann mit ihrem Hund spatzieren gehen, wenn sie aus der Schule käme. Aber sie sitzt vor mir in einem Rollstuhl und muss sich von mir füttern lassen. Aber ich mache es gerne. Es ist das mindeste was ich tun kann und noch dazu meine Aufgabe.
Ich muss spucken, als Nadine beim Schmatzen der Speichel aus dem Mund läuft. Sie hat Hunger. Als ich vom Klo wiederkomme sitzt sie noch immer und wartet.
Selbst wenn sie wollte, könnte sie nichts ändern. Ich frage mich, wie sich das Kind in ihrem Käfig wohl fühlt, wenn es weiss, wo es ist.
Ich löse die Bremsen ihres Rollstuhls, fahre mit ihr ins Bad. Sie freut sich und lacht, weil ich ein wenig Fahrt aufnehme. Ich hebe sie aus ihrem Rollstuhl, lege sie auf die Pritsche und schnalle sie dort fest. Nadine kann nicht laufen, aber sie braucht immer Bewegung. Nadine zu waschen ist nicht leicht. Nadine ist erst 7, aber sie braucht Binden, sie hat starken Schambewuchs und sie hat Brüste. Sie tut mir leid. Ich muss mich wieder übergeben. Als ich sie dann weiter wasche, passiert, was ich verhindern wollte. Sie blickt mir mitten in die Augen.
„Was ist das Leben?", fragen mich 2 blaue Augen.
„Nimm etwas von mir, nimm etwas von meinem Leben, ich möchte dir etwas von meinem Leben geben", antworte ich ihr.
Ich möchte ihr etwas von meinem Leben geben.
Sie hat neue Windeln an.Ich schnalle sie los und ziehe ihr Schlafzeug an, setze sie zurück in den Rollstuhl und fahre sie an ihr Bettchen. Vorsichtig lege ich sie in ihr Bett, schnalle sie fest und decke sie zu. Nadine schläft mit Licht. Ich gebe ihr eine Kuss auf die Stirn und gehe hinaus, ziehe die Tür hinter mir zu.

Ich wasche ab und schließe die Tür zur Küche. Ein letztes mal gehe ich an alle Zimmertüren und horche. Sie schlafen. Ich ziehe meine Regenjacke an und gehe hinaus. Die Tür verriegele ich hinter mir, die Nachtwache wird sie später wieder aufschließen.
Vor der Tür zünde ich eine Zigarette an. Kaum, dass ich es hätte rechtzeitig merken können, sitze ich im regennassen Kies auf dem Hof und weiss nicht mehr, ob es der Regen ist, der mir von der Nase rinnt, oder ob ich weine. Die Zigarette ist im regennassen Dreck wieder ausgegangen und ich lasse sie liegen, als ich wieder aufstehe und in meine Wohnung gehe. Es ist niemand da, also sitze ich wortlos am Tisch und esse eine kalte Bockwurst. Ich putze mir die Zähne, dusche mich und ziehe meinen Pyjama an. Dann lege ich mich ins Bett. Und schließe meine Augen.
Bald schon bin ich eingeschlafen und träume von Kinderlachen, von sonnigen Tagen am Strand, der Sand knirschte zwischen unseren Zehen, träume von schattigen Wäldchen, in denen das Licht der Sonne so wunderschön zwischen den Blättern hindurch auf den Boden fällt. Ich träume vom Roten Laub und wie wir uns darin wälzten, wie wir doch nur ein wenig später Schlitten fuhren und uns mit Schneebällen bewarfen und wie wir Blumen für unsere Mütter pflückten. Ich träume davon, wie ich das erste mal verliebt war und von meinem ersten Kuss, träume, wie ich einen Freund zu Grabe getragen habe und wie bitterlich ich weinen musste, träume vom Lachen meiner Nichte, als sie ein Jahr alt wurde, träume wie ich die Spitzhacke in den harten Beton habe krachen lassen und wie mir die Arme weh getan haben. Ich träume, wie ich in der Küche abwasche, eine kalte Bockwurst esse, mir die Zähne putze, wie ich mich dusche und mir meinen Pyjama anziehe, träume, wie ich mich endlich ins Bett lege und die Augen schließe.

Ich habe ihnen all mein Leben gegeben.

Ursprüngliche Veröffentlichung: 28.2.2007

Donnerstag, 8. April 2010

Tomorrow's Gonna Be

When I woke up,
I found her lying next to me.
The rain was pounding on the window.
And I thought,
Tomorrow's gonna be.

....I stood up and left the house,
Sat in my car and drove around.
Grey sky on my Eyes.
And I thought,
Tomorrow's gonna be.

....A field lay there behind the junk,
The moon's glance in a rainy slop.
Windy breeze in leaves all brown.
And I thought,
Tomorrow's gonna be.

....At home the key turns in the lock,
The mother's sleeping drunk.
The evening's still all gone.
And I thought,
Tomorrow's gonna be.
....
The bed is warm,
She's lying next to me.
The snow's whitening the window glass.
And I think,
Tomorrow's gonna be.
Ursprüngliche Veröffentlichung: 27. 1. 2007

Mittwoch, 7. April 2010

Vierfacher Sonnenkreis

3.44Uhr am 1.1.2007. Ich bin wieder da. Zuhause. 4 Parties oder Möchtegern.

1. Die Hippie-Party.
Andi hat mich dazu eingeladen und ich wollte nur aus einem Grund da hin. Birgit. Und als ich dann da war, hab ich ein paar mehr oder weniger interessante Gespräche geführt, ein wenig gegessen, den Leuten Spiele erklärt. Aber was viel viel wichtiger ist, ich habe mitbekommen, das das Quatsch ist. Nicht nur die blöde Party. Das mit Birgit genauso. Denn irgendwie hat sie die Party noch viel mehr Hippy gemacht als sie sowieso schon war. Also bin ich um 23.00Uhr nach hause gefahren. Mit leerem Gefühl.

2. Bei den Eltern.
Meine Eltern hatten mich gebeten, zum Glockenschlag zuhause zu sein. Irgendwie war es das rührende an der ganzen Sache,was mich bewogen hat, ihnen den Gefallen zu tun. Da kommen diese Eltern, die sich ständig nur damit beschäftigen sich gegenseitig oder mir das Leben schwer zu machen, an, verbrüdern sich um mich zu bitten, den Moment mit ihnen zu verbringen. "Wer weiss wo du nächstes Jahr bist, jetzt wo du hier nichts mehr hast. Wir wollen dich einfach noch einmal zu Silvester bei uns haben, so wie die 17 Jahre von deiner Geburt an. Einfach um das Gefühl zu haben, dich noch einmal bei uns gehabt zu haben. Als Familie." Dieses "Familie" hätte mir dann fast die Tränen in die Augen getrieben. Wie lange ist das Wort FAmilie bei uns nicht mehr gefallen? Ich kann mich an das letzte mal jedenfalls nicht mehr erinnern. Wir haben dann da gesessen, meine Eltern haben sich Geschichten erzählt, ich habemich mit meinem Vater über die Übertragung von beethovens neunter unterhalten, die wir gegen 17.00Uhr geschaut hatten, er und ich, und dann war es auch schon so weit. Robby entkorkt, angestossen Glückwünsche ausgetauscht. Und ich habe eingesehen, dass ich das gebraucht habe.

3. Stefanie.
So gegen 1.00Uhr zu Steffi gefahren. Das gehört sich nun mal so. Erst recht, wenn man selbst nicht weiss, was man will. Das erste Lied im neuen Jahr war "unsichtbarer Vogel" von OS&DHM. Raketen. Lichter. Freude. Leere. "Ich muss weiter." "Bis morgen." "Ja, bis morgen"
-Ein Zwischenspiel-
Gegen 1.30Uhr bin ich dann weitergefahren zu der nächsten Party und unterwegs ist mir eingefallen, dass ich von Ronny nichts gehört hatte. Also einen Umweg gefahren um ihm ein frohes neues zu wünschen. Oder auch nicht, denn wenn sein Auto nicht auf dem Hof stünde, wäre wohl anzunehmen, dass alles in Ordnung ist. Sein Auto stand aber auf dem Hof. Und das matte Licht des Fernsehers war auch zu sehen. Er war also allein, was an Silvester kein gutes Zeichen ist. Ich ihn also rausgeklingelt. Mit einem Steinchen an seinem Fenster. Wie immer. Und als er sich durch die Festgesellschaft im Foyer kämpft sehe ich schon was los ist. T-Shirt, krauses fettiges Haar und einen unrasierten Bart. Kein gutes Zeichen. Und ihm geht es wirklich schlecht, auch wenn er mir nicht sagt, was los ist" Is schon in Ordnung." Aber das tut er nie. Ich habe keine Zigaretten dabei. und ich bin der einzige, der an diesem Tag an ihn gedacht hat. So fühle ich mich zumindest. Ich habe also eine Verantwortung. Ich packe ihn ins Auto und fahre zu mir nachhause. Etwas matt wünscht er meinen Eltern ein frohes neues Jahr und wir rauchen. So wie wir es immer tun, wenn einer Probleme hat. Das ist unsere Art darüber hinweg zu kommen, oder uns gegenseitig zu trösten. Ich zeige ihm wie weit ich bei Final Fantasy IV bin und er schmökert im Lösungsbuch zu Final FAntasy VIII. Es geht ihm besser. Ablenkung ist das Zauberwort. Wir rauchen noch eine und ich fahre ihn wieder nach hause. Das Buch hat er sich ausgeliehn. Vielleicht hilft es etwas. Obligatorisch, weil doch immer unbeansprucht, biete ich ihm meine Hilfe zu jeder Zeit an und er verabschiedet sich. Beim Rücksetzen ramme ich dem Baum auf dem Parkplatz. Er lacht und das ist gut. Es ist 2.30Uhr. Ich fahre weiter.

4. Massen und Maße.
Wie erwartet sind viele Leute bei Lisa. Versprochen ist versprochen. Alle wünschen sie mir mit ihren Alkoholfahnen ein frohes neues Jahr und Lisa ist dabei dem Geschirrberg Herr zu werden oder es zumindest zu versuchen. Ich unterhalte mich wieder mit ein paar Leuten. Lisa interessiert mich nicht. Und tatsächlich finde ich jemanden um mich zu unterhalten. So, dass es passt. Antje müsste das sein, aber ich frage jetzt lieber nicht nach dem Namen. Nicht, wenn man nicht weiss, was man will. Brauche ich aber auch nicht mehr, denn im nächsten Moment fragt mich Sandra, ob ich nun wieder mit Steffi zusammen bin, weil mein Auto da doch öfters über Nacht steht. Nachbarn sind scheiße. Eben erzähle ich Antje, dass ich noch kurz bei meiner Ex war und alles gute gewünscht hab und im nächsten Moment posaunt die sowas raus. Erst lässt sie uns nicht in ihre verdammte Jahrgangsparty und dann versaut sie mir auch noch die Tour. Herzlichsten Dank. Was soll ich denn da noch sagen? "Ich weiss nicht, was ich will, aber ich bin ein toller Typ Antje, ehrlich!", oder was? prima. Ich versuch das beste draus zu machen und meine Würde zu bewahren, frage nicht nach Antjes Nummer, sage allen ausser Sandra Tschüss und verschwinde. Ein wenig sauer fahre ich nach hause und rauche. Warum ist klar.

In diesem Sinne: "So this is the new year,
and I don't feel any different"

leer

Ursprüngliche Veröffentlichung: 2.1.2007