Donnerstag, 22. April 2010

Seminar Projektor

Hin und wieder drängen sich Ihm Bilder auf.
Gerade eben, als Er gedankenverloren aus dem Fenster blickte und kurz darauf Sein Blick auf eine Seminarteilnehmerin, ein großes, hageres Mädchen fiel, passierte es wieder.
Auf einmal sah Er Sie vor sich, nur in vagen Umrissen. Und für einen Moment ließ Er sich darauf ein und blickte Ihr ins Gesicht, das besonders durch Ihren leichten Überbiss auffiel. Dieser Eindruck verstärkte sich noch durch Ihre Haare, oder besser noch durch den Haarschnitt. An den Haaren an sich war nichts auszusetzen, rotbraun und offenbar kräftig, aber die verwachsene Bubikopf-Frisur und die von allen Seiten mehr oder weniger ins Gesicht gekämmten Haare kehrte diesen leichten Makel Ihres Unterkiefers heraus.
Der lange Hals, auf dem sich die Nerven (oder waren es Sehnen, Muskeln, Venen und Arterien?) abzeichneten, sobald Sie sch reckte oder die Haare zurückzuwerfen versuchte, saß auf herausragenden Schlüsselbeinen. Alles unterstrich Ihre geradezu magere Erscheinung.
Eigentlich war das alles, was man an nackter Haut sehen konnte, aber Ihr dicker Pullover vermochte ihre Brüste nicht zu verbergen.
Sie waren es, die wie ein Blitzschlag ein Bild in Sein Unterbewusstsein projizierten. Das Vorstellungsvermögen arbeitete von sich aus und versuchte anhand dessen, was ihm objektiv zur Verfügung stand ein Bild zu entwerfen.
Ihr Busen stand wirklich in keiner Relation zum Rest ihres Körpers, ausser vielleicht Ihrer Größe, Sie war knapp eineinhalb Köpfe größer als Er. Deswegen machte es für Sein Vorstellungsvermögen wahrscheinlich auch Sinn, dass Ihr Busen größer geraten müsse. Aber eben doch nur, wenn er in Einklang mit dem Rest gesetzt werden würde. Hier versagte der Projektor also offenbar. Sie war hager, sehr schmal und Ihr Busen stach in Profil und Vorderansicht heraus. Im Profil nach vorn und in der Vorderansicht nach beiden Seiten über die Rippen.
Ihr langer Hals führte zur (höchstwahrscheinlich wahrheitsfernen) Vorstellung eines Hängebusens. Für die unkontrollierbare Kompositionsmaschine in Seinem Kopf machte dies Sinn, ebenso wie der Schluss, dass die Sommersprossen aus Ihrem Gesicht wohl auch Ihren Busen und Rest Ihres Körpers bedecken müssten.
Ein wenig tiefer erhob sich ein kleiner, aber doch merklicher Bauch mit einem seltsam passenden Bauchnabel in der Mitte. Der Po, der sich nach nach einer halben Drehung zeigte ließ jedoch keinen Grund für Kritik. Eine weitere halbe Drehung eröffnete Ihm den Blick auf Ihr kurzgehaltenes und anliegendes, glattes Schamhaar, das nicht kraus, gelockt oder buschig war und dann Ihre langen, glänzenden Beine mit den Andeutungen der Wadenmuskeln.
Er fühlte eine seltsame Anziehung von Ihr ausgehen und Ihn in ihren Bann ziehen. Mit einem mal, war Sie nicht mehr so unattraktiv wie noch kurz zuvor. Der Busen war immer noch sehr groß, hing aber nicht mehr, sondern war prall und symmetrisch und mit kleinen Brustwarzen besetzt, die Ihre Brüste wie Rubine krönten. Der Überbiss störte Ihn zwar immer noch, ebenso wie die Sommersprossen und die Streifen am Hals, reduzierten sich aber, je weiter das Bild sich entwickelte, auf ein erträgliches Maß und wurden für Seine Betrachtung immer unwichtiger.
Der Kopfprojektor gab sich aber noch nicht zufrieden, er sponn weiter.
Leises und lauteres Stöhnen im Ohr, das Gefühl von Haaren zwischen den Fingern, rissige Lippen und eine weiche Zunge. Brustwarzen auf der Haut, Wärme und Feuchte an Bauch und Rücken. Rhythmisches Auf und Ab. Hin und wieder leises Schnalzen. Anschwellende und abflauende Spannung, ein beherzter Griff zum Po um die Schenkel noch näher an sich zu pressen. Feuchtigkeit, die an Lenden und Oberschenkel haftet.
Ein langes, lautes Stöhnen.
Ein plötzliches Aufbäumen.
Mit einem scharfen weißen Blitz und einem Schrecken, wie nach einem Schreckschuss stoppt der Projektor und das Licht geht wieder an. Er sitzt wieder im Seminarsaal und der Blick auf die Uhr verrät, dass zwölf Minuten vergangen sind.
Schräg vor Ihm sitzt Sie und ahnt nicht einmal, was Ihr in der Vorstellung eines einzelnen Seminarteilnehmers eben widerfahren ist, blickt unschuldig zur Tafel.
Doch Einer hat kalten Schweiß auf der Stirn und traut sich nicht, Sie noch einmal anzusehen.

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