Montag, 19. April 2010

Weißes Treiben

Schmelzen will er, schafft es auch
Der Marmor macht da keinen Unterschied
Ob sie dort liegen oder nicht ist für ihn unerheblich
Die Fläche bleibt am Ende weiss.

Doch warum fallen sie, wenn sie nicht bleiben können?
Sie haben keine Wahl, denn grauweiße Mütter
Gebären sie, speien sie in freien, gedämpften Fall hinaus
Sie können nicht fliehn, sich nicht befrein.

Der Vater, jener hochgedrückte Unsichtbare
Schwängerte sein grauweißes Weib und pflanzte
Seine Saat in ihren permeablen Leib
In dem sie wuchsen bis zum Fall.

Eh sie erwachen durch die tiefdrückende Hebamme
Finden sie sich schon auf ihrem Weg
Den sie zu gehen haben, per Amendement
Wissen nicht wieso, noch wohin.

Und auch wenn der weiße Marmor sie verschmäht
So muss er, geschlagen von der Amme
Zuletzt doch die Kinder unbekannten Weibes empfangen
Kann sie nicht alle schmelzen, wie er will.

Denn noch im Tod, durch die Hilfe ihrer Amme
Verbünden und verbrüdern sich die
Weißen Zackenkinder nun ohne Form
Und werden fest und glatt und kalt.

Und bieten so ihren Brüdern und Schwestern
Bettstatt und Wiege und Lebensraum
Und dankbar sammeln sich sich auf ihren
Unkenntlichen Schwestern und betten sich zur Ruh.

Sie bleichen so, was ohnehin schon weiss
Gewesen ist, der weisse Stiefvater erhält einen
Kalten weißen Pelz, der ihn nicht wärmt und
Dennoch nicht erfrieren lässt, weil er nicht lebt.

So kann er nicht erfrieren sondern ruhig liegen
Schicht über Schicht, Kind über Kind sammelt sich so
Sie reichen sich die spitzen scharfen Hände
Sind Heerscharen ohne Kampfgewalt.

Sie liegen dort für lange Zeit, sie leben kaum
Werden getreten, enger zusammengedrückt, geworfen
In Ecken gekehrt um dort zu warten
Und wissen nicht auf was.

Und schließlich kommen Vater und Mutter
Und ihre zweifelhafte Liebe senkt sich hernieder
Ihre Kinder fühlen Wärme kaum gekannt
Und die unten erinnern sich, die kennen das.

Doch es kommt anders, auch oben verbrüdern sich welche
Von Schicht zu Schicht beginnt das Sterben, senkt sich
Zum Grund herab, wo der weiße stiefväterliche Marmor
Des Himmels Weißgrau scheinen sieht.

Und schließlich, sie sind alle tot
Die auf dem Marmor, in den Ecken
Holen Vater und Mutter zurück
In ihren Schoß, an ihre Brust.

Ach nie hatten sie Gewalt
Sie kannten weder Weg noch Ziel
Sie trieben, wurden getrieben
Von Mutter, Vater, Amme und den namenlosen Anderen.

Es geht den Kindern weißgrauer Mütter
Nicht besser als die Kindern derer, die kehren
Wie die einen kehren, sind die anderen Gekehrte
Übernehmen ihre Rollen, die Andere bestimmen.

Ursprüngliche Veröffentlichung: 3.12.2008

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